Gelegentlich ist man gezwungen, enge Quartierstrassen zu befahren. Etwa um Baustellen, Privatkunden oder Firmen mit etwas unglücklichem Standort zu beliefern. Man tut dies in der Regel ungern, denn links und rechts parkierte Autos stellen ein hohes Schadenpotential dar. Zudem muss man in Quartieren regelmässig mit Kiddies rechnen, welche einem unvermittelt vor den Truck hüpfen. Das Kreuzen zweier Fahrzeuge ist oft nicht möglich; man steht also den anderen Verkehrsteilnehmern unangenehm im Wege.
Neulich war in Effretikon ein junges Hühnchen - nennen wir sie Tussi - genau dieser Meinung. In Schritttempo fuhr ich die Quartierstrasse hoch, als Tussi stur und zielbewusst ihren Kleinwagen an mehreren Parklücken und Ausstellplätzen vorbei auf meinen Truck zu steuerte. Ich stoppte und war gespannt, was nun komme. Tussi hatte ganz offensichtlich verpennt, denn ihre Scheibe war nur gerade behelfsmässig freigekratzt (wir nennen dies Iglu-Fahren) und ich glaubte, auf ihrem wutzerknitterten Gesichtchen noch einen Kissenabdruck zu erkennen. Ihre Laune war sichtlich zum Brüllen!
Tussi stoppte vor mir und betrachtete fordernd meinen Truck, wohl in der Meinung, ich würde den Sattelschlepper nun einige hundert Meter rückwärts aus der engen Quartierstrasse in die Hauptstrasse hinein manövrieren, um ihr den Vortritt zu gewähren. Dass dies nur bedingt möglich ist, schien Tussis geistiges Potential stark zu fordern. Immerhin dauerte es ein paar Dutzend bange Sekunden, bis sie - voila! - doch noch begriff, dass es schneller ginge, wenn sie ihren Kleinwagen in die Parklücke zehn Meter hinter ihr quetschen würde. Keifend und wutschnaubend setzte Tussi zurück, wobei sie ganz nebenbei noch bewies, dass auch seitlich Parkieren nicht wirklich ihr Ding ist.
Da Tussis Start in den Tag so beschissen lief, quittierte ich ihren Stinkfinger an meine Adresse mit einem freundlichen Winken und der Hoffnung, dass sie es wenigstens noch rechtzeitig zur Kaffeepause in ihre Telefonzentrale schaffe...