Samstag, 22. August 2009

Merz oder Recht?


Also wirklich, es fängt an, total Spass zu machen in der Schweiz. Ich meine, ich muss Ihnen unbedingt erzählen, was mir neulich so passiert ist. Da fahre ich mit meinen lächerlichen 50 Tonnen durch Genf. Von der Route du Nant d'Avril biege ich - da eilig - quietschend auf den linken Rädern in die Route de Satigny ein. Naja, da ist zwar 50 KmH markiert, aber ich habs eilig und drücke den Truck auf die Plombe, also auf 90. Wo liegt das Problem?

Und dann blitzt mich doch tatsächlich so ein dämlicher Blechsheriff. Sein biologischer Kollege trampt mir - die Frechheit auf die Spitze treibend - einige Meter weiter vorne vor den Truck und nötigt mich zu einer Vollbremse. Er und seine Kollegen demütigen mich in der Folge zutiefst, indem sie meine Tachoscheibe sehen wollen, die Ladung und deren Sicherung begutachten, mich dem Untersuchungsrichter zuführen wollen und auch noch verhören!!!

Bei einer Grossbäckerei in der Nähe habe ich dann die Serviererin höflich in meine LKW-Kabine gebeten und dann den Truck verriegelt. Tja, mitten auf der Strasse.

Dann rief ich Bern an. Zunächst wollte ich mit einer Person sprechen, welche dem Clown Dimitri sowohl optisch wie auch politisch sehr ähnlich sieht. Diese Person konnte mir allerdings nicht helfen, da sie - im Gegensatz zu Dimitri - gerade an einer Kopftuchmodeshow war, um sich für den nächsten Besuch eines Clochards im näheren Osten zu rüsten.

Stattdessen wurde ich mit einem Klon von Louis de Funès verbunden. Ich forderte von diesem Typen, dass meine Busse mit sofortiger Wirkung aufgehoben würde. Ferner sollte er sich demütigst öffentlich bei mir entschuldigen, wofür auch immer. Ich bat ihn ausserdem, sich meinen Truck zu merken, auf dass ich IMMER überladen durch Genf rasen darf, ohne je wieder belangt zu werden. Der blitzende Blechpolizist soll öffentlich verschrottet werden und die ausführenden Beamten sollen fortan bei der städtischen Müllabfuhr arbeiten. Ein unabhängiges Gericht (welches von meinem Papi bezahlt wird) soll des weiteren beweisen, dass ich von der Genfer Polizei ungerechtfertigt beleidigt und mein Truck maschinenverachtend gefoltert wurde.

Dieser Funès-Klon, der sich dann als Herrn April vorstellte, sprach bei einem unserer Hilfs-Lageristen vor und unterzeichnete meine Forderungen, schmierte dann noch schnell unsere Hubstapler und wischte mit seinen Hosenbeinen als Dank für unsere Gastfreundschaft noch unseren Boden.

Ach ja, und die Tussi in meinem Truck? Hey, die ist nicht nur sympathisch und sexy, sondern auch wertvoll! Und über die steht gar nichts im Vertrag zwischen dem Hilfsmagaziner und Herrn April! Die behalte ich noch eine Weile. Will ja schliesslich auch meinen Spass.

Und am nächsten Morgen bin ich in meiner Kabine aufgewacht und habe bemerkt, dass ich ja gar kein Kameltreiber bin und deshalb selbst eine kleinste Verfehlung schmerzlich verantworden muss.

Mittwoch, 5. August 2009

Mistgewerbe Gastgewerbe


Mit ziemlich schlechtem Gewissen nehme ich zur Kenntnis, dass ich seit Mai keinen Beitrag mehr gepostet habe. Das mag daran liegen, dass ich kaum noch on the road war. Dies soll aber keine Ausrede sein, denn an Themen hätte es mir wahrhaftig nicht gefehlt. Nun aber gehe ich, nach drei Monaten im Gastgewerbe, wieder auf Achse. Hier ein kleiner Rekurs auf die letzten drei Monate:

Meine Mini-Odysee durch die Gastronomie (mit all ihrer Eventitis und Schicki-Micki-Gebahren) zeigte mir eindrücklich, dass das Gros der Menschheit tatsächlich noch blöder ist, als man gemeinhin denkt. Beispielsweise folgende, alltägliche Dialoge. Kellner: "Guten Tag!" Gast: "Flasche Bier." Mit der Zeit sagte ich dieser Art Gast, ich hätte nicht nach seinen Wünschen gefragt, sondern ihn erst einmal begrüsst. Oder dies. Kellner: "War das Essen gut?" Gast: "Kafi Creme."

Oder jene, welche kaum richtig sitzen und schon händeringend nach dem Service rufen. Ey Leute, das Servicepersonal sieht Euch auch so und kommt, sobald es kann! Und wenn Ihr keine Zeit habt, geht gefälligst in eine Selbsbedienungs-Kneipe!

Am schlimmsten sind jeweils die Sonntags-Gäste. Während man unter der Woche noch den einen oder anderen Geschäftsmann bedient, werden die Kneipen an den Wochenenden von den Ausflüglern und Bünzli-Familien bevölkert. Man hat gemeinhin ein etwas niedrigeres Budget und hat null Erfahrung im Auswärtsessen, muss aber unbedingt trotzdem in eine Beiz. Das zeigt sich dann an den langen Gesichtern der Gäste, sobald sie die Preise auf einer schönen Terasse sehen. Und der Konsumation. Das Eis wird grundsätzlich mit zwei Löffeln bestellt, der Tisch aber stundenlang blockiert und von den Bälgern mit Schoggisauce verschmiert.

Interessant ist auch festzustellen, dass die Sonntags-Gäste oft sehr in Eile sind. Da kann man ganze Tischreihen beobachten, welche mit erhobenem Finger verzweifelt nach dem Service rufen, aber die Jacke noch nicht mal ausgezogen haben. Und wieder: Nehmt Eure Finger runter. Man hat Euer Kommen längst bemerkt und wird sich zu gegebener Zeit um Euch kümmern.

Und dann gibt es noch jene, welche trotz gutem und freundlichem Service kein Trinkgeld geben. Oder noch schlimmer: den Rechnungsbetrag von CHF 149.90 auf 150.00 aufrunden lassen. Letzteren gab ich die 10 Rappen jeweils wieder zurück, da ich das offensichtlich sehr bescheidene Haushaltsbudget nicht noch weiter belasten wollte. Man wundere sich nicht, wenn man beim zweiten Besuch des entsprechenden Lokals nicht mehr ganz so aufmerksam bedient wird. Priorität haben immer jene Gäste, von denen man weiss, dass sie ein angemessenes Trinkgeld springen lassen.

Nun ist der Gast ja von Gesetzes wegen nicht verpflichtet, dem Service ein Trinkgeld zu geben. Trotzdem gebietet der Anstand die Honorierung eines guten Services. Insbesondere wenn man bedenkt, dass der Geschäftsführer eines Hauses, welches zu einer Gastro-Kette gehört, weniger verdient als ein stinknormaler Trucker, aber locker auf 12-Stunden-Tage kommt. Da darf man sich getrost überlegen, was ein Serviceangestellter ende Monat so bekommt, trotz der dämlichen Gewerkschafts-Erfindung "Service imbegriffen".

Und dann war da noch das Frühstücksgeschmiere, die "helle-Schale-koffeinfrei-Süssstoff-Omas", die möchtegern-mondänen Latte-Machiato-Tussis, die jungen Mamis, die mit ihren Offroad-Pampers-Schubkarren die ganze Terasse blockieren und die deutschen Bus-Touri-Rentner aus dem Schwarzwald, die nicht kapieren, warum wir ihre Euros nur in Scheinen akzeptieren und das Rückgeld in Schweizer Franken ist. Mache, wer wolle, das Mistgewerbe Gastgewerbe ist für mich out. Ausser als Gast. Und zwar als möglichst angenehmer.

Wow, ist so ein Truck unkompliziert!