Mittwoch, 5. August 2009

Mistgewerbe Gastgewerbe


Mit ziemlich schlechtem Gewissen nehme ich zur Kenntnis, dass ich seit Mai keinen Beitrag mehr gepostet habe. Das mag daran liegen, dass ich kaum noch on the road war. Dies soll aber keine Ausrede sein, denn an Themen hätte es mir wahrhaftig nicht gefehlt. Nun aber gehe ich, nach drei Monaten im Gastgewerbe, wieder auf Achse. Hier ein kleiner Rekurs auf die letzten drei Monate:

Meine Mini-Odysee durch die Gastronomie (mit all ihrer Eventitis und Schicki-Micki-Gebahren) zeigte mir eindrücklich, dass das Gros der Menschheit tatsächlich noch blöder ist, als man gemeinhin denkt. Beispielsweise folgende, alltägliche Dialoge. Kellner: "Guten Tag!" Gast: "Flasche Bier." Mit der Zeit sagte ich dieser Art Gast, ich hätte nicht nach seinen Wünschen gefragt, sondern ihn erst einmal begrüsst. Oder dies. Kellner: "War das Essen gut?" Gast: "Kafi Creme."

Oder jene, welche kaum richtig sitzen und schon händeringend nach dem Service rufen. Ey Leute, das Servicepersonal sieht Euch auch so und kommt, sobald es kann! Und wenn Ihr keine Zeit habt, geht gefälligst in eine Selbsbedienungs-Kneipe!

Am schlimmsten sind jeweils die Sonntags-Gäste. Während man unter der Woche noch den einen oder anderen Geschäftsmann bedient, werden die Kneipen an den Wochenenden von den Ausflüglern und Bünzli-Familien bevölkert. Man hat gemeinhin ein etwas niedrigeres Budget und hat null Erfahrung im Auswärtsessen, muss aber unbedingt trotzdem in eine Beiz. Das zeigt sich dann an den langen Gesichtern der Gäste, sobald sie die Preise auf einer schönen Terasse sehen. Und der Konsumation. Das Eis wird grundsätzlich mit zwei Löffeln bestellt, der Tisch aber stundenlang blockiert und von den Bälgern mit Schoggisauce verschmiert.

Interessant ist auch festzustellen, dass die Sonntags-Gäste oft sehr in Eile sind. Da kann man ganze Tischreihen beobachten, welche mit erhobenem Finger verzweifelt nach dem Service rufen, aber die Jacke noch nicht mal ausgezogen haben. Und wieder: Nehmt Eure Finger runter. Man hat Euer Kommen längst bemerkt und wird sich zu gegebener Zeit um Euch kümmern.

Und dann gibt es noch jene, welche trotz gutem und freundlichem Service kein Trinkgeld geben. Oder noch schlimmer: den Rechnungsbetrag von CHF 149.90 auf 150.00 aufrunden lassen. Letzteren gab ich die 10 Rappen jeweils wieder zurück, da ich das offensichtlich sehr bescheidene Haushaltsbudget nicht noch weiter belasten wollte. Man wundere sich nicht, wenn man beim zweiten Besuch des entsprechenden Lokals nicht mehr ganz so aufmerksam bedient wird. Priorität haben immer jene Gäste, von denen man weiss, dass sie ein angemessenes Trinkgeld springen lassen.

Nun ist der Gast ja von Gesetzes wegen nicht verpflichtet, dem Service ein Trinkgeld zu geben. Trotzdem gebietet der Anstand die Honorierung eines guten Services. Insbesondere wenn man bedenkt, dass der Geschäftsführer eines Hauses, welches zu einer Gastro-Kette gehört, weniger verdient als ein stinknormaler Trucker, aber locker auf 12-Stunden-Tage kommt. Da darf man sich getrost überlegen, was ein Serviceangestellter ende Monat so bekommt, trotz der dämlichen Gewerkschafts-Erfindung "Service imbegriffen".

Und dann war da noch das Frühstücksgeschmiere, die "helle-Schale-koffeinfrei-Süssstoff-Omas", die möchtegern-mondänen Latte-Machiato-Tussis, die jungen Mamis, die mit ihren Offroad-Pampers-Schubkarren die ganze Terasse blockieren und die deutschen Bus-Touri-Rentner aus dem Schwarzwald, die nicht kapieren, warum wir ihre Euros nur in Scheinen akzeptieren und das Rückgeld in Schweizer Franken ist. Mache, wer wolle, das Mistgewerbe Gastgewerbe ist für mich out. Ausser als Gast. Und zwar als möglichst angenehmer.

Wow, ist so ein Truck unkompliziert!