Sonntag, 15. März 2009

Musik im Truck


Trucker hören Countrymusik. Punkt. Soweit das Clichée. Dies mag zuweilen sogar zutreffen, insbesondere an Festivals, obschon auch dort Jahr für Jahr weniger Cowboys rumstiefeln. Dass nun aber in jeder Kabine Hank Snow oder Johnny Cash aus den Boxen scheppert, ist das Wunschdenken von Trucker-Romantikern. Aber woher stammt dieser musikalische Vergleich zwischen Cowboys und Truckern?

Es ist denkbar, dass in beiden Branchen ausnehmend viele Mavericks arbeiten, dass in diesen Berufen das Freiheitsgefühl besonders gross und die Kameradschaft intensiver ist als in anderen Arbeitsbereichen. Viel mehr Gemeinsamkeiten zwischen Cowboys und Truckern sehe ich beim besten Willen nicht.

Dennoch; die amerikanischen Trucker verkörperten mit ihren chromblitzenden Dieselvernichtern während Jahrzehnten das Symbol des American Way of Life und der grenzenlosen Freiheit. Genau dies wurde in den Cowboy-Songs auch besungen, beispielsweise von Michael Martin Murphey. Als Trucker wie ein gewisser Dave Dudley und seine Kumpels auf ihren Gitarren amerikanische Volklore spielten, die Cowboy-Texte aber zu Highway-Texten umschrieben, begann der Siegeszug der Trucker-Country-Songs. Dank Künstlern und Bands wie Truck-Stop, Jeff Turner, Tom Astor oder dem leider vor einiger Zeit verstorbenen John Brack ist dieses Genre auch in Europa längst ein fester Bestandteil der Musik-Szene. Und die meisten Cowboys an den Truck-Festivals sind gar keine Trucker, sondern Country- und Western-Fans.

Vielleicht wollen Sie wissen, was in meiner Hütte läuft. Und ich muss Sie enttäuschen: Praktisch keine Country-Musik. Zwischendurch DRS3, wegen der Nachrichten, den Verkerhsmeldungen und der Tatsache, dass ich diesen Sender praktisch in der ganzen Schweiz empfangen kann. Aber mit Sicherheit nicht wegen den Musikredaktoren, die einen von ihnen für gut befundenen Song so oft abspielen, dass er einem mit der Zeit wie gelber Eiter aus den Ohren trieft und man sich tunlichst hütet, die entsprechende Single käuflich zu erstehen (aktuelles Beispiel: The Boy does Nothing von Alesha Dixon- äääächz!!!).

Normalerweise aber lasse ich die Damen und Herren Dream Theatre, Savatage, Annihilator, Oceana (nein, nicht die Pop-Tussi, sondern die Rockband), Whithin Temptation oder gelegentlich Iron Maiden krachen. Und wenn es eine romantische Sonnenuntergangs-Fahrt mit Arizona-Feeling sein soll, dann darf auch mal die 80-er Popsirene Sandra ihre vor Sehnsucht und Fernweh triefende Girlie-Stimme durch die Boxen hauchen. Dave Dudleys akustische Droge fährt erst dann ein, wenn man dazu real in einem Pick-Up durch das Monument Valley brettert.