Freitag, 2. Januar 2009

Pausen und Ruhezeiten



Die Arbeits- und Ruhezeitenverordnung (ARV) regelt auf gesetzlicher Basis die Arbeitszeiten der Trucker. Demnach muss nach maximal 4,5 Stunden Lenkzeit eine Pause eingelegt werden. Beträgt diese mehr als 45 Minuten, kann wieder 4.5 Stunden am Stück gefahren werden. Auch die tägliche Ruhezeit (man könnte es auch als Nachtruhe bezeichnen) ist genau geregelt.

Der Gesetzgeber will damit zwei Ziele erreichen: Der Trucker soll vor unmenschlichen Arbeitszeiten geschützt werden, und der Strassenverkehr vor übermüdeten Fahrern. Zu Recht, wenn man den geposteten Link (http://www.youtube.com/watch?v=GQccbq8VwyU) betrachtet: Die Filmaufnahme zeigt deutlich, was ein Truck anrichten kann, wenn der Fahrer in den Sekundenschlaf fällt. Der Unfall kostete fünf Menschenleben.

Bedingt durch Zeitdruck, Stalldrang und Ähnliches ist die Versuchung des Schummelns jeweils gross. Bei den herkömmlichen Fahrtenschreibern konnte beispielsweise mit zwei Einlageblättern gearbeitet werden. Bei einer Kontrolle behauptete man ganz einfach, zwei Fahrer hätten sich jeweils abgewechselt; der zweite sei aber bei der letzten Raststätte ausgestiegen. Etwas dümmlich und seitens der Rennleitung leicht überprüfbar. Ein weiterer Trick war die Büroklammer: Mit einer solchen konnte man, richtig im Gerät eingesetzt, die Schreibnadel blockieren, so dass sie auch bei einem rollenden Truck Ruhezeit schrieb. Sobald die Kontrollorgane aber die Lenkzeit mit den gefahrenen Kilometern verglichen, fiel ihnen unweigerlich auf, dass hier etwas nicht stimmen konnte.

Neue Trucks müssen nun mit digitalen Aufzeichnungsgeräten ausgerüstet sein, mit denen sich nicht mehr so leicht schummeln lässt. Eine Möglichkeit ist aber immer noch gegeben: Der Trucker kann während des Lade- oder Abladevorgangs manuell auf Ruhezeit schalten. So meint sowohl das Gerät als auch ein allfälliger Sheriff, es würde eine Pause gemacht, obwohl der Trucker an der Rampe schuftet wie ein Hunne.

Insbesondere bei Tagestouren ist dieser Trick beliebt, denn hier wird der Gesetzgeber "lediglich" um etwa 45 Minuten Kaffeepause geprellt. Jeder ausgeschlafene Trucker kann dies körperlich locker ertragen, und wenn der Magen knurrt, dann wird zumindest eine ausgiebige Mittagspause eingehalten. Jene, welche der ARV kritiklos gegenüber stehen und sie einfach nur geil finden, argumentieren, dass sich der Trucker mit dieser Methode selbst betrügt, weil er quasi während der Pause arbeitet und so dem Chef Zeit schenkt. Kann ja sein, aber das Gegenargument ist ebenfalls nicht ganz von der Hand zu weisen: Der Trucker ist umso früher zu Hause. Und dies wiederum bedeutet, dass er die verschenkte Zeit abends und dort wieder bekommt, wo der Erholungseffekt am Grössten ist: Zu Hause, bei Freunden und Familie. Es ist nämlich alles andere als erholsam, eine Zwangspause auf einer Raststätte abzusitzen und mit den Fingern auf die Theke trommelnd zu warten, bis die vorgeschriebene Zeit endlich abgelaufen ist.

Aber wie gesagt, dieses Argument hat nur bei Tagestouren eine gewisse Berechtigung. Am gefährlichsten sind nach wie vor jene Trucker, welche sich schon gar keine Mühe geben, ihr Fehlverhalten zu vertuschen und die dann auf der Nord-Süd-Achse mit 30 Stunden und mehr auf dem Buckel aus dem Verkehr gezogen werden. Wobei gemäss Presseberichten nicht selten noch einige Promille dazukommen.
Und an dieser Stelle gedenken wir noch jenen PW-Fahrern, welche insbesondere während den Sommerferien untermotorisiert und überladen ihren Bumscontainer (im Volksmund auch Wohnwagen genannt) mitsamt der Familie von Hamburg nach Rimini karren. Ohne Pause. Und dies von unseren Freunden und Helfern weitestgehend unbehelligt.